Mittwoch, 4. November 2009

Aufruf zur Unterwerfung

Fünfmal am Tag ruft der Muezzin zum Gebet (1), sagt man.

Gebet? Von wegen.

Das nahöstliche Wort Salāt, das bei uns mit Gebet übersetzt wird, heisst etwas völlig anderes:
Das Wort Salāt ist aramäischen Ursprungs und kommt schon in der vorkoranischen Literatur, in der arabischen Dichtung vereinzelt vor. Die Wurzel ṣ - l -w bedeutet im Aramäischen „beugen“, „krümmen“, „spannen“. ṣelôṯā ist das entsprechende Verbalsubstantiv und bezeichnet die Handlung des Beugens. (2)

Salāt ist die Geste der Unterwerfung, verwandt mit dem Kotau, und das sieht man auch an der Haltung: Die Muslime knien sich auf den Boden und berühren diesen mit der Stirn. Dies ist das alte östliche Ritual vor dem Herrscher mit absoluter Macht und hat sich in China bis 1912 gehalten.

Wir kennen das in Europa nicht, wir sind anders gestrickt, und so brauchten die Griechen für diese Handlung, die sie beim persischen König sahen, einen abgeschwächten Begriff, die Proskynese:
Die Proskynese bestand meist darin, dass sich der Untertan dem Herrscher zu Füßen warf, das heißt mindestens auf die Knie ging und den Kopf zu Boden neigte, manchmal auch sich mit dem Gesicht nach unten flach auf den Boden legte. Er legte die Hand beziehungsweise Finger zum Kuss auf den Mund und streckte diese dann in Richtung auf die zu verehrende Götter- oder Herrschergestalt aus.

Die Proskynese ist also nicht mehr die totale Unterwerfung, kein richtiger Salāt.

Bei den Römern, die noch weniger von selbsterniedrigenden Unterwerfungsgesten wussten, wurde dann Proskynese mit adoratio wiedergegeben, was überhaupt keine Unterwerfung mehr beinhaltet, sondern die direkte - durchaus verehrende - Ansprache des Gottes bedeutet.

Und als die Christen den europäischen Völkern das beibringen wollte, was ursprünglich Salāt hiess, gab's gar kein Wort mehr zur Unterwerfung.

Aber weil diese lustigen Gesellen in Europa fanden, man könne mit einem Gott durchaus reden, und wenn er schon mächtig sei, dann könne man ihn mal um etwas bitten, wenn's denn sein müsse, und so nannte man das Zwiegespräch mit Gott auf deutsch Gebet, auf englisch prayer, auf schwedisch bot, auf französisch prière undsoweiter. (3)

Denn diese verflixten Völker in Europa konnten sich einfach nicht vorstellen, dass man sich einem Gott unterwirft, höchstens, dass man ihn mal um Hilfe bittet.

Der Muslim hingegen soll 5x täglich seine Unterwerfungsgeste machen, und der Muezzin ruft zu dieser Unterwerfungsgeste auf.

Und das ist was ganz anderes als ein Gebet.

siehe auch Beliebte Irrtümer zu Moscheen und Minaretten

------
(1) Der Wortlaut des "Gebetes" findet sich im Artikel über Glockenschlag und Muezzinruf - einma mit traditioneller Übersetzung von Salat, einmal mit der richtigen. (hier, etwas hinunterscrollen)

(2) Quelle (Wer hier Wiki beanstandet, darf die Aussage dort gerne widerlegen.)

(3) Kopie des Eintrags "beten" aus: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

 

kostenloser Counter